Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 1

1905 - Berlin : Mittler
I. Allgemeines. Welche Aufgabe hat die Wirtschaftsgeographie? Die Vielgestaltigkeit des heutigen Wirtschaftslebens stellt an den einzelnen hohe geistige und körperliche Anforderungen. Zahlreiche Existenzen unterhegen alljährlich in dem mit allen nur denkbaren Mitteln geführten Interessenkampfe, weil ihnen über den engen Kreis des eigenen Berufslebens hinaus das Verständnis für die Bedürfnisse der Zeit, die Einsicht in das allgemeine Wirtschaftsleben fehlt. Diese erweiterte volkswirtschaftliche Einsicht verleiht dem einzelnen erhöhte wirtschaftliche Kraft. Die Wirtschaftsgeographie hat die Aufgabe, die wirtschaft- lichen Verhältnisse eines Landes auf ihren ursächlichen Zu- sammenhang mit den natürlichen Landesverhältnissen zu untersuchen. Nur diese kausale Betrachtungsweise der Erdkunde, welche die wirtschaftlichen Leistungen der Länder in den Vordergrund stellt, ist von bleibendem Werte für die geistige und berufliche Bildung. Was mufs man zum besseren Verständnisse der wirtschaft- lichen Verhältnisse Deutschlands von der Entwicklungs- geschichte der Erde wissen? Nach den Hypothesen von Kant, Laplace, Thomson und Croll be- standen einst alle Körper unseres Sonnensystems aus großen kugelförmigen Nebelmassen, die durch gegenseitige Anziehung in Bewegung gerieten. Die durch die Schnelligkeit derselben erzeugte ungeheure Wärme ver- setzte die Urnebel, auch Materie genannt, in einen gasförmigen Zustand, in welchem sich bereits alle gegenwärtig auf der Erde vorhandenen Stoffe befanden. Durch fortgesetzte Wärmeausstrahlung und durch die hiermit ver- bundene stete Zusammenziehung wurde aus dem glühenden Nebelball all- mählich ein glühendflüssiger Körper. In ihm waren die Bestandteile der heutigen Erdkruste in geschmolzenem Zustande enthalten. "Wolff—pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 1

2. Das Deutsche Reich - S. 11

1905 - Berlin : Mittler
11 Es sind: Holland, Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich-Ungarn, Rußland und Dänemark. Diesen schließen sich an im Norden bezw. Nordwesten : Schweden, Norwegen und England, die durch schmale Meeresteile mit unserem Yaterlande mehr verbunden, als von ihm getrennt sind. Die Pyrenäen- und Balkanhalb- insel stehen zwar in nicht so inniger Verbindung mit dem deutschen Reiche wie Italien, das nur durch die kleine Schweiz und durch die verhältnismäßig wegsamen österreichischen Alpen- gebiete getrennt ist, helfen jedoch den zweiten Staatenring bilden, der Deutschland in weitem Bogen umspannt. So hat wie kaum ein anderes Land Deutschland eine zentrale Lage; es bildet daher auch das wichtigste Durch- gangsgebiet für den europäischen Handel und Verkehr. Welche wirtschaftlichen Nachteile und Vorteile ergeben sich für Deutschland ans der zentralen Lage? Ein Blick in die Blätter der Weltgeschichte lehrt uns, wie Deutschland fast in jedem Jahrhundert der Schauplatz kriegerischer Ereignisse, der Tummelplatz fremdländischer Heeresmassen gewesen. Aus fast auen Himmelsgegenden ergossen sich kulturfeindliche Völkerströme in die deutschen Gaue. Aus dem Osten brausten gleich einem gewaltigen Un- gewitter nacheinander die wilden Horden der Hunnen, die räuberischen Magyaren und die heidnischen, barbarischen Slawen in das Land, alles vernichtend mit Feuer und Schwert. Von Norden kamen die Schweden, von Westen die Franzosen und beteiligten sich an dem unseligen Religions- kampf, der in dreißigjähriger Dauer die Hälfte aller Ortschaften samt ihren Bewohnern mit eisernem Besen, durch Hungersnot und Pest, vernichtete. Von ähnlicher Wirkimg für unsere Kultur waren die Schrecknisse des siebenjährigen Krieges und die tief traurigen Ereignisse der .Jahre 1806 und 1807, als wiederum französische Heere unsere Fluren zerstampften. Natürlich haben diese das Volksleben bis ins Mark treffenden Er- eignisse die wirtschaftliche Entwicklung unseres Vaterlandes außerordentlich gehemmt Wie aber Deutschland durch seine zentrale Lage den vernichtenden Elementen leicht zugänglich gewesen ist, so haben in gleicher Weise auch die kulturfreundlichen Strömungen ins Land dringen können, die von den Nachbarstaaten ihren Ausgang nahmen. Und besonders in neuester Zeit, da Deutschland geeint, macht- und glanzvoll als ein Hort des europäischen Friedens dasteht, hat sich der aus seiner Mittellage erwachsende wirtschaftliche Vorteil mehr denn je bemerkbar gemacht. Statt der wilden Horden durchziehen jetzt kreuz und quer Segen und Wohlstand bringende Handels- und Verkehrsstraßen das Land, die Nachbarstaaten miteinander verknüpfend. So muß Deutschland eine vermittelnde Rohe übernehmen, wollen Frankreich und Rußland, Dänemark und Italien, Holland, Belgien und England einerseits, Österreich-Ungarn und die südöstlichen europäischen Staaten anderseits in Handelsbeziehungen treten.

3. Das Deutsche Reich - S. 12

1905 - Berlin : Mittler
12 So muß es ferner als Vermittlerin auftreten zwischen dem ungeheure Mengen von Rohstoffen produzierenden Osten und dem konsumierenden industriereichen Westen Europas. Naturgemäß erwächst dem Reiche aus diesem »wechselseitigen Er- gänzungsbedürfnis« großer Gewinn. Welche ftröfse hat das Reich, und wieviel Einwohner besitzt es? In Europa nimmt Deutschland hinsichtlich der Größe die dritte Stelle ein; denn es wird mit seinen etwa 540 000 qkm nur von Rußland und Österreich-Ungarn übertroffen. Bezüg- lich seiner absoluten Bevölkerungszahl steht es unter den Staaten der Erde an fünfter Stelle. Nach den neusten Ermittlungen zählt China 426, Britisch- indien 294, Rußland 128, die Union 73 und das deutsche Reich 56 Millionen Einwohner. Die Volksdichte Deutschlands be- trägt 104. An Großstädten findet man in England 40, Union 38, Deutschland 33, Rußland 19 und in Frankreich 15. Einheitszeit. Alle Orte der Erde, für die die Sonne zur selben Zeit ihren höchsten Stand erreicht (kulminiert), liegen auf derselben Mittagslinie, d. h. sie haben die gleiche Ortszeit. Die Sonne legt nun ihren scheinbaren Kreislauf von 360° in 24 Stunden zurück, demnach 15° in 1 Stunde und Io in 4 Minuten, d. h. der Ortszeitunterschied zwischen zwei neben- einanderliegenden Mittagslinien beträgt 4 Minuten. Da nun der westlichste und der östlichste Ort Deutschlands 17° von- einander entfernt sind, so entsteht für beide ein Zeitunterschied von 17 X 4 = 68 Minuten. Dieser Unterschied verursachte in unserer Zeit des stetig wachsenden Eisenbahnverkehrs mancherlei Unannehmlichkeiten, ja sogar erhebliche Gefahren für das reisende Publikum sowohl, als auch für die Beamten der Eisenbahn. Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat die Reichsregierung die Zeit des 15. Längengrades, der Stargard und Görlitz schneidet, als die im Reiche allein gültige festgesetzt. (1. April 1893.) Alle Uhren im Eisenbahnbetriebe müssen nach dieser Zeit reguliert werden. Sie führt den Namen Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.), weil die Staaten Mitteleuropas: Deutschland, Österreich-Ungarn, Schweden sie angenommen haben und Italien, die Schweiz und Dänemark sich ebenfalls anschließen werden.

4. Das Deutsche Reich - S. 96

1905 - Berlin : Mittler
Iii. Gütererzeugung und Güteraustausch des Deutschen Reiches im Zusammenhange. I. Bodenbau und Viehzucht. A. Landwirtschaft. Geschichtliche Entwicklung-. Die heutige Bodennutzung des Deutschen Reiches ist ganz ver- schieden von der früherer Zeit. Bei den alten Germanen war von einem rationellen Bodenbau keine Rede. Ihre Hauptnahrung bildete das Fleisch der auf der Jagd erlegten Tiere. Da aber die Jagd eine mehr oder weniger unsichere Nahrungsquelle blieb, so wandte sich der altgermanische Jäger der Zähmung und Züchtung wilder Tiere zu und schuf sich damit eine sichere Grundlage seiner Ernährung. Die Viehzucht führte zur Wert- schätzung des Bodens als Weideland und zum Anbau von Nahrungs- pflanzen für das Vieh. Das Nahrungsbedürfnis des Menschen wuchs über Fleisch und eßbare Früchte von Bäumen und Sträuchern hinaus und lenkte seine Aufmerksamkeit nach und nach auf den Anbau von Getreide, Übst und Wein. An Stehe des unsteten Nomadenlebens trat, die Seß- haftigkeit, und die Beschäftigung mit der Natur wurde zur Vorstufe der Kultur. Dreifelderwirtschaft. Bis zur Zeit Karls des Großen bestand die Feldgraswirtschaft, wobei der kleinere Teil des Bodens zum Getreide- bau, der übrige als Wiese, Weide oder Wald benutzt wurde. Erwiesen sich die in Kultur genommenen Ackerflächen nicht mehr ertragreich genug, so überließ man sie wieder dem wilden Graswuchs und nahm ein anderes Stück in Beackerung. Seit dem 8. Jahrhundert bürgerte sich die Drei- felderwirtschaft (Wintergetreide, Sommergetreide und Brache) ein, die im Vergleich mit der Feldgraswirtschaft einen gewaltigen Fortschritt bedeutete, allerdings aber bei der stetigen Ausnutzung des Bodens eine geregelte Düngerzufuhr nötig machte. Sie hat sich bis gegen Ende des 18. Jahr- hunderts erhalten. Fruolitwechselwirtscliaf't. Von da ab vollzog sich ein großer Umschwung in der Landwirtschaft, indem man allmählich zur Frucht- wechselwirtschaft überging, wobei ein fast regelmäßiger Wechsel zwischen Halmfrüchten und Blattpflanzen stattfindet. Der Anbau von Futter- kräutern wurde in größerem Umfange betrieben und damit ein inten- siverer Betrieb der Viehzucht möglich. Letzteres hatte zur Folge, daß eine bessere Düngung des Bodens erfolgen konnte. Da die Brache fast ganz in Wegfall kam, so wurde der Boden — allerdings bei viel mehr

5. Das Deutsche Reich - S. 102

1905 - Berlin : Mittler
— 102 — durch den Einfluß Karls des Großen gute Fortschritte. Man kannte damals schon das Pfropfen und Okulieren. Der Fort- schritt hielt jahrhundertelang an, bis der dreißigjährige Krieg den Obstbau zugrunde richtete. In den nachfolgenden Jahr- hunderten wandten ihm die deutschen Fürsten ihre Sorgfalt zu, besonders der Große Kurfürst und Friedrich der Große. Im 19. Jahrhundert wirkten zahlreiche Männer durch Wort und Schrift fördernd auf die Entwicklung desselben ein. Es entstanden mustergültige Obstplantagen und Lehranstalten. Gegenwärtig sind Staat und zahlreiche Vereine bemüht, die Obstkultur in Deutschland zu heben. Es wäre zu wünschen, daß diese Bestrebungen einen guten Erfolg hätten, da Deutschland andern Ländern gegenüber noch sehr im Rück- stände ist, und wir jährlich große Summen für Obst an das Ausland, namentlich an Österreich-Ungarn, die Schweiz, Italien, Serbien und vor allem an die Vereinigten Staaten, zahlen. Verbreitung. In allen Teilen Deutschlands wird Obstbau getrieben, und selbst in den nördlichsten Landstrichen, wie Pommern (Stettin) und Schleswig (Gravenstein), züchtet man noch gute Obstsorten. Die wichtigsten Obstbaugebiete des norddeutschen Tieflandes sind die Vierlande bei Hamburg, die Gegend von Stade (Kirschen und Zwetschen) und die Mark Brandenburg (Werder und Guben). Viel mehr verbreitet ist der Obstbau in Mittel- und Süddeutschland, wo er in den fruchtbaren, geschützten Tälern die günstigsten Vorbedingungen findet. Ganz besonders hervorgehoben zu werden verdienen der Elbtalkessel bei Dresden (Erdbeeren), das Saaletal mit seinem Zwetschenbau, das Maintal, das Neckarland, die ober- rheinische Tiefebene (Pfirsich, Kirsche, Aprikose, Walnuß), das Lahntal und Elsaß-Lothringen (Erdbeeren und Mirabellen). Bedeutung. Als Nahrungsmittel ist das Obst von ge- ringem Werte, wohl aber verdient es als gesundes, wohl- schmeckendes Volksgenußmittel die höchste Beachtung. Der fortgesetzt sich steigernde Verbrauch an rohem und getrocknetem Obst, an Fruchtweinen, Likören, Fruchtsäften und Frucht- konserven beweist, daß sich die Produkte des Obstbaues einer immer größeren Beliebtheit erfreuen. Leider hat die Obstbaum- zählung des Jahres 1900 eine überraschend kleine Zahl von Obstbäumen ergeben. Diese Tatsache läßt es als sehr dringend erscheinen, daß noch mehr als bisher Maßregeln zur Förderung des heimischen Obstbaues getroffen werden. Es ist dabei nicht außer acht zu lassen, daß ein rationeller Betrieb des Obstbaues

6. Das Deutsche Reich - S. 105

1905 - Berlin : Mittler
105 der eine fortgesetzte Entwaldung des deutschen Bodens zur Folge hatte, ist eine rationelle Waldkultur getreten, die sogar in einzelnen Gegenden Deutschlands eme Vermehrung des Waldbestandes zuwege gebracht hat. Gegenwärtig ist etwa ein Viertel der deutschen Bodenfläche mit Wald bedeckt, und die Segnungen, die von einem reichlichen Waldbestande aus- gehen, genießt das deutsche Volk in unbeschränktem Maße. Welche nachteiligen Wirkungen für Klima, Bewässerung und Kultur eine fort- gesetzte Verminderung des Waldes nach sich zieht, zeigen die waldarmen Länder Griechenland, Ägypten, Syrien, Portugal und die entwaldeten Gegenden Spaniens. Verwüstende Sturzregen und anhaltende Dürre sind hier die häufig wiederkehrenden Folgen sinnloser Waldverwüstung. 2. Geographische Verbreitung: des Waldes. Der Waldbestand ist nicht gleichmäßig über das deutsche Reich verteilt. Während in den industriereichen Gegenden eine starke Verminderung der Waldfläche eingetreten ist, wie beispielsweise im Königreich Sachsen, findet sich in andern Gebieten ein überreicher Waldbestand. Die höchsten Prozent- sätze weisen Schwarzburg - Rudolstadt (43,9°/0), Sachsen- Meiningen (42,l°/0), Waldeck (38,2°/0), Reuß j. L. (37,7°/0), Baden (37,7°/0), Reuß ä. L. (35,6°/0) und Bayern (32,5°/0) auf. Im allgemeinen kann man die Beobachtung machen, daß der Prozentsatz für Waldbestand um so niedriger ist, je fruchtbarer der Boden und je entwickelter Landwirtschaft, In- dustrie und Verkehr sind. Die gebirgigen Teile Mittel- und Süddeutschlands, die sich für den Ackerbau weniger eignen, sind waldreicher als die Gebiete des norddeutschen Flachlandes. Hier findet man vorzugsweise in den wenig ergiebigen Sand- ebenen ausgedehnte Kiefern waldun gen. Die Kiefer, die nur geringe Ansprüche an die Bodenfruchtbarkeit stellt, ist der eigentliche Waldbaum Norddeutschlands, während die Fichte die höheren Gebirge liebt. Der Laubwald macht nur etwa ein Drittel des deutschen Waldbestandes aus. Ausgedehnte Buchenwaldungen gibt es auf Rügen, an der Ostseeküste, im hessischen und im Weser-Berglande. 3. Wirtschaftliche Bedeutung* des Waldes und der Forstwirtschaft. Der Wald ist von vielseitigem Einflüsse auf die wirt- schaftlichen Verhältnisse eines Landes; natürlich ist seine Be- deutung um so höher, je sorgfältiger und zielbewußter die Pflege ist, die man seiner Entwicklung angedeihen läßt.

7. Das Deutsche Reich - S. 118

1905 - Berlin : Mittler
118 Iii. Die Industrie. Geschichtliche Entwicklung- der deutschen Industrie. Mittelalter. Die deutsehe Großindustrie, die mit ihren bewunderns- werten Leistungen und außergewöhnlichen Fortschritten unser Erstaunen wachruft, hat sich aus dem schlichten Handwerk entwickelt. Dieses aber stand schon im Mittelalter in hoher Blüte; genossen doch die Leistungen der Augsburger Tuchmacher und Nürnberger Metallarbeiter selbst im Aus- lande hohes Ansehen. 16. bis 18. Jahrhundert. Als jedoch mit dem Rückgang der deutschen Hansa der Handelsverkehr nachließ, geriet auch das Handwerk mehr und mehr in Verfall. Der dreißigjährige Krieg richtete es vollständig zu- grunde. Im 18. Jahrhundert jedoch zeigte sich im wirtschaftlichen Leben Deutschlands eine Wendung zum Besseren. Anhaltende Kriege aber, die auch in diesem Zeitraum ihre nachteiligen Wirkungen auf Handel und Gewerbe ausübten, verhinderten einen schnelleren Fortschritt. Zudem nahm die Gewerbtätigkeit eine falsche Richtung an und wandte sich nur solchen industriellen Zweigen zu, die vorzugsweise Luxusartikel, wie Glas, Handschuhe, Seidenwaren, Hüte und Porzellan, herstellten und nur bei der wohlhabenden Bevölkerung auf Abnehmer rechnen konnten. Besser stand es um die verschiedenen Zweige der Gewebeindustrie; Leinen-, Baum- woll- und Wollwaren waren begehrte Artikel im In- und Auslande. Auch Nürnberger Metallwaren fanden wieder im Auslande Beachtung, und die Schwarzwälder Uhren fingen an, im Ausfuhrhandel Deutschlands eine Rolle zu spielen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigte sich dank der Fürsorge Friedrichs des Großen ein schnellerer Fort- schritt im wirtschaftlichen Leben. Der Bau von Straßen und Kanälen, die Einrichtung von Kreditanstalten, die Einwanderung von Land- wirten und Gewerbetreibenden förderten Landwirtschaft, Handel und Industrie. Ii). Jahrhundert. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts erlitt der neu einsetzende wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands wieder eine, jedoch nur vorübergehende, Störung durch die von Napoleon I. heraufbeschworenen Kriegsstürme. Die im Jahre 1810 eingeführte Gewerbefreiheit machte die Bahn für die ungehinderte Entwicklung der deutschen Industrie frei. Diese vollzog sich anfangs nur schüchtern und langsam; aber die langjährige Friedenszeit, die wirtschaftliche Einigung Deutschlands durch Grün- dung des deutschen Zollvereins im Jahre 1834 und die Einführung des Maschinenbetriebes brachten sie in ganz gewaltigem Maße zur Ent- faltung. Als dann im Jahre 1871 die nationale Einigung erfolgte, erwachte auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens ein ungeheurer Unternehmungsgeist. Die kapitalkräftige deutsche Industrie machte riesige Fortschritte und wagte es, auf dem Weltmarkt den Wettkampf mit den hochentwickelten Industrien der englischen, französischen und nordameri- kanischen Nation aufzunehmen. Dieser jahrelange Kampf hat alle Welt davon überzeugt, daß die deutsche Nation auf industriellem Gebiete allen andern ebenbürtig zur Seite steht, und daß England die größten An- strengungen zu machen hat, wenn es nicht von Deutschland überflügelt •werden will.

8. Das Deutsche Reich - S. 131

1905 - Berlin : Mittler
131 It. Verkehrswege und Handel. A. Die Wege des Binnenhandels. 1. Die Landstrafsen. a. Geschichtliche Entwicklung- des Landstraßen- verkehrs. aa) Landstraßen bei den alten Kulturvölkern. In früherer Zeit, als es noch keine Eisenbahnen gab, hatten die Land- straßen eine viel höhere Bedeutung als heute. Trotzdem aber hat man viele Jahrhunderte hindurch in Deutschland ihrer Pflege wenig Sorgfalt zugewandt; von einem eigentlichen Straßenbau ist erst seit Ende des 18. Jahrhunderts die Rede. Anders stand es bei den alten Kulturvölkern. Schon die Perser zeichneten sich durch einen umfangreichen Straßenbau aus. Zu einer bewundernswerten Fertigkeit in der Anlage von Kunst- straßen haben es besonders die Römer gebracht. Wenn auch die römischen Wege in erster Linie politischen Zwecken dienten, so waren sie doch auch von Bedeutung für Handel und Ver- kehr. Mit dem römischen Kaiserreiche verfiel auch dessen Straßennetz, namentlich ging die feste innerliche Verbindung, die gerade für den Verkehr so bedeutungsvoll ist, verloren. Leider hatte kein europäisches Kulturvolk die Kunst des Straßen- baues von den Römern übernommen, und so sehen wir wäh- rend des Mittelalters und in der darauffolgenden Zeit bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Verkehrsstraßen in Deutschland in einem sehr vernachlässigten Zustande. bb) Die Landstraßen Deutschlands im Mittelalter. Die Straßen, auf denen sich während des Mittelalters vielfach ein reger Handelsverkehr vollzog, waren eigentlich nur festgefahrene und festgetretene Geleise mit den notwendigsten Brücken über tiefere Gewässer. An Ausbau und Unterhaltung der Verkehrs- wege wie bei den Römern wurde hier nicht im entferntesten gedacht. Donau- und Brennerstraße. Viele Jahrhunderte hin- durch hatte die Donaustraße für Deutschlands Handel mit 9*

9. Das Deutsche Reich - S. 142

1905 - Berlin : Mittler
— 142 — fänglich recht langsame Fortschritte machte. England und die Vereinigten Staaten wandten dem neuen Verkehrsmittel ungleich größeres Interesse zu, und so kam es, daß die Gesamtlänge der deutschen Eisenbahnen zu Anfang der vierziger Jahre kaum den fünften Teil von der der nordamerikanischen Union betrug. Nach und nach kam jedoch der deutsche Eisenbahnbau etwas mehr in Fluß, wozu die fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands, besonders aber der im Jahre 1847 gegründete Verein deut- scher Eisenbah 11 verwal tun gen beitrug; sichtbare Fortschritte machte der Bahnbau im 5. und nach einer längeren Ruhepause im 7. Jahrzehnt, Leider aber traten dabei häufig kommerzielle oder strategische Gesichts- punkte in den Hintergrund, weshalb dem deutschen Eisenbahnnetz Ein- heitlichkeit fehlt, Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes und der Aufrichtung des Deutschen Reiches waren viele dem Eisenbahnbau lästige Schranken hinweg- geräumt, und das 1873 gegründete Reichseisenbahnamt konnte nun an die Aufgabe herantreten, das Eisenbahnwesen mehr und mehr den nationalen Bedürfnissen des Deutschen Reiches entsprechend zu gestalten. Vieles ist in dieser Hinsicht seit jener Zeit geschehen, vieles bleibt noch zu tun übrig, namentlich in bezug auf Verbilhgung der Personentarife. Solange der Plan, das gesamte deutsche Eisenbahnwesen in den Besitz des Reiches überzuführen, nicht zur Ausführung gekommen ist, werden sich stets ein- heitlichen und durchgreifenden Verbesserungen im Bahnwesen lästige Schranken in den Weg stellen. Die Gesamtlänge des deutschen Eisenbahnnetzes betrug am Ende des Jahres 1901 52 710 km und wies damit seit dem Jahre 1890 eine Steigerung von fast 10 000 km auf. Gegenwärtig steht das Deutsehe Reich (s. Tabelle auf S. 143) durch die Länge seines Eisenbahnnetzes an der Spitze aller europäischen Staaten und übertrifft also auch das europäische Rußland, das zehnmal so groß ist wie Deutschland und dabei eine Eisenbahnstrecke von nur 51 409 km hat. In bezug auf Dichtigkeit des Netzes wird es von Belgien weit, von England nur unwesentlich übertroffen. Unter den deutschen Staaten stehen Sachsen, Baden und Württemberg obenan; die geringste Dichtigkeit weist das bayerische Eisenbahnnetz auf. Zum Zwecke besserer Übersicht möge das verworrene deutsche Netz in folgende Gruppen*) zerlegt werden: 1. Die norddeutsche Gruppe, 2. die schlesische Gruppe, 3. die sächsische Gruppe, 4. die mitteldeutschen Gruppen, 5. die süddeutsche Gruppe, 6. die oberrheinische und 7. die niederrheinische Gruppe. *) Paiüitsche, Geographische Verkehrslehre.

10. Das Deutsche Reich - S. 134

1905 - Berlin : Mittler
134 — 2. Die deutschen Wasserstraßen, a. Geschichtliche Entwicklung- der Binnenschiffahrt. Schon vor der Römerherrschaft in Deutschland bestand hier ein reges Verkehrsleben. Da die Landwege höchst mangelhaft waren, erlangten mit den ersten Anfängen der Kultur die schiffbaren Flüsse eine hohe Be- deutung für den Güter- und Personenverkehr. Die ersten größeren An- siedlungen findet man deshalb auch an den wichtigeren Flußläufen. Die Transportmittel waren in jener Zeit von der einfachsten Art und bestanden nur in Floß und Kahn. Die Donaustraße. Als die ältesten Schiffahrtsstraßen in Deutschland sind Rhein und Main anzusehen. Ihnen schloß sich später die Donau an, die nach und nach eine hohe Bedeutung in dem Verkehr mit Konstantinopel erlangte, und an der Regensburg und Passau zu wichtigen Verkehrsplätzen emporblühten. Auf der Donau wurden schon zur Zeit Karls des Großen von Konstantinopel her orientalische Waren, wie Gewürze, Öl, Seide, seidene Gewänder, Gold- stoffe, Purpurmäntel und Früchte, ein-, Leinwand, Woll- und Metallwaren dagegen ausgeführt. Aus dieser Bedeutung der Donau erklärt es sich, daß Karl der Große der Anregung zum Bau eines Kanals zwischen Donau und Main folgte. Doch kam dieses Unternehmen über seine ersten An- fänge nicht hinaus. Mit dem Niedergange Konstantinopels als eines Haupthandelsplatzes um das Jahr 1200 verliert auch die Donauwasserstraße ihre Bedeutung für Deutschland. Im 13. Jahrhundert knüpften dann die süddeutschen Städte mit Venedig und Genua, die den Handel mit dem Orient an sich gerissen hatten, Verkehrsbeziehungen an und gaben infolgedessen die Be- nutzung der Donau ganz auf. Die Rheiiiseliifyalirt. Das Aufblühen der italienischen Handelsrepubliken blieb nicht ohne Einfluß auf die Rheinschiffahrt. Der Rhein erlangte im Mittelalter gleichsam die Bedeutung einer Welthandelsstraße, da auf ihm sich der lebhafte Güteraustausch zwischen Italien und den Niederlanden vollzog. Doch hatte die Rheinschiffahrt im späteren Mittelalter derartig unter Zöllen, Raubrittertum und Stapelgerechtigkeiten zu leiden, daß die Schiffer ernstlich erwogen, die Schiffahrt ganz einzustellen. Etwa zur Zeit Karls des Großen entstanden die Rheinzölle, die auf die Entwicklung der Rheinschiffahrt einen verderblichen Einfluß aus- übten. Leider haben sie sich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts er- halten. Zu der Zollplage gesellten sich Stapelgerechtigkeiten und Fluß rä über ei, die der Rheinschiffahrt fast den Garaus machten. Auf Grund des Stapehechts zwangen Städte, wie Köln, Mainz und Speyer, die vorüberziehenden Kaufleute, ihre Waren auf den Märkten genannter Städte vor ihrer Weiterreise feilzubieten. Die Flußräuberei, die im 13. Jahr- hundert ihren Höhepunkt erreichte, war ein so einträgliches Geschäft, daß die Raubritter ihre eigenen Raubschiffe halten konnten. Nur den schlechten Landstraßen war es zu danken, daß die drei feindlichen Genossen des
   bis 10 von 104 weiter»  »»
104 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 104 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 4
1 27
2 1
3 24
4 104
5 217
6 55
7 80
8 15
9 10
10 31
11 2
12 15
13 25
14 3
15 147
16 51
17 21
18 72
19 72
20 0
21 5
22 14
23 0
24 104
25 33
26 22
27 0
28 60
29 420
30 8
31 1
32 9
33 34
34 39
35 5
36 15
37 187
38 54
39 367
40 33
41 80
42 0
43 5
44 23
45 155
46 0
47 4
48 0
49 105

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 3
2 0
3 13
4 62
5 0
6 3
7 0
8 0
9 43
10 4
11 8
12 3
13 0
14 0
15 10
16 9
17 16
18 1
19 1
20 0
21 1
22 0
23 1
24 1
25 0
26 0
27 2
28 8
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 1
36 20
37 0
38 0
39 0
40 4
41 13
42 1
43 13
44 2
45 14
46 0
47 0
48 7
49 0
50 1
51 0
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 7
60 13
61 51
62 0
63 1
64 3
65 0
66 0
67 0
68 2
69 0
70 4
71 3
72 20
73 1
74 1
75 0
76 0
77 0
78 2
79 5
80 1
81 1
82 1
83 0
84 1
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 1
92 65
93 1
94 4
95 3
96 0
97 4
98 7
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 8
4 0
5 2
6 0
7 9
8 0
9 0
10 0
11 21
12 4
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 16
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 2
32 1
33 3
34 0
35 2
36 1
37 0
38 0
39 7
40 0
41 0
42 1
43 0
44 0
45 0
46 1
47 3
48 0
49 0
50 1
51 0
52 54
53 1
54 30
55 0
56 0
57 0
58 0
59 7
60 3
61 0
62 2
63 0
64 0
65 0
66 0
67 3
68 0
69 0
70 0
71 15
72 0
73 0
74 0
75 2
76 0
77 0
78 38
79 0
80 0
81 5
82 0
83 2
84 0
85 0
86 5
87 1
88 1
89 0
90 1
91 5
92 0
93 0
94 0
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0
100 1
101 2
102 0
103 0
104 0
105 1
106 0
107 1
108 0
109 3
110 1
111 0
112 1
113 0
114 3
115 0
116 0
117 0
118 0
119 2
120 0
121 0
122 13
123 0
124 3
125 0
126 9
127 8
128 0
129 15
130 1
131 4
132 0
133 10
134 0
135 1
136 20
137 2
138 0
139 2
140 0
141 0
142 1
143 0
144 0
145 2
146 0
147 0
148 1
149 0
150 0
151 4
152 0
153 2
154 3
155 4
156 0
157 1
158 0
159 3
160 0
161 0
162 0
163 0
164 1
165 3
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 1
173 1
174 1
175 5
176 6
177 0
178 0
179 0
180 1
181 0
182 15
183 24
184 0
185 1
186 0
187 0
188 16
189 0
190 0
191 0
192 0
193 1
194 0
195 1
196 1
197 1
198 0
199 0