I.
Allgemeines.
Welche Aufgabe hat die Wirtschaftsgeographie?
Die Vielgestaltigkeit des heutigen Wirtschaftslebens stellt
an den einzelnen hohe geistige und körperliche Anforderungen.
Zahlreiche Existenzen unterhegen alljährlich in dem mit
allen nur denkbaren Mitteln geführten Interessenkampfe, weil
ihnen über den engen Kreis des eigenen Berufslebens hinaus
das Verständnis für die Bedürfnisse der Zeit, die Einsicht
in das allgemeine Wirtschaftsleben fehlt. Diese erweiterte
volkswirtschaftliche Einsicht verleiht dem einzelnen erhöhte
wirtschaftliche Kraft.
Die Wirtschaftsgeographie hat die Aufgabe, die wirtschaft-
lichen Verhältnisse eines Landes auf ihren ursächlichen Zu-
sammenhang mit den natürlichen Landesverhältnissen zu
untersuchen.
Nur diese kausale Betrachtungsweise der Erdkunde, welche
die wirtschaftlichen Leistungen der Länder in den Vordergrund
stellt, ist von bleibendem Werte für die geistige und berufliche
Bildung.
Was mufs man zum besseren Verständnisse der wirtschaft-
lichen Verhältnisse Deutschlands von der Entwicklungs-
geschichte der Erde wissen?
Nach den Hypothesen von Kant, Laplace, Thomson und Croll be-
standen einst alle Körper unseres Sonnensystems aus großen kugelförmigen
Nebelmassen, die durch gegenseitige Anziehung in Bewegung gerieten.
Die durch die Schnelligkeit derselben erzeugte ungeheure Wärme ver-
setzte die Urnebel, auch Materie genannt, in einen gasförmigen Zustand,
in welchem sich bereits alle gegenwärtig auf der Erde vorhandenen Stoffe
befanden.
Durch fortgesetzte Wärmeausstrahlung und durch die hiermit ver-
bundene stete Zusammenziehung wurde aus dem glühenden Nebelball all-
mählich ein glühendflüssiger Körper. In ihm waren die Bestandteile
der heutigen Erdkruste in geschmolzenem Zustande enthalten.
"Wolff—pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
11
Es sind: Holland, Belgien, Frankreich, Schweiz,
Österreich-Ungarn, Rußland und Dänemark.
Diesen schließen sich an im Norden bezw. Nordwesten :
Schweden, Norwegen und England, die durch schmale
Meeresteile mit unserem Yaterlande mehr verbunden, als
von ihm getrennt sind. Die Pyrenäen- und Balkanhalb-
insel stehen zwar in nicht so inniger Verbindung mit dem
deutschen Reiche wie Italien, das nur durch die kleine Schweiz
und durch die verhältnismäßig wegsamen österreichischen Alpen-
gebiete getrennt ist, helfen jedoch den zweiten Staatenring
bilden, der Deutschland in weitem Bogen umspannt.
So hat wie kaum ein anderes Land Deutschland eine
zentrale Lage; es bildet daher auch das wichtigste Durch-
gangsgebiet für den europäischen Handel und Verkehr.
Welche wirtschaftlichen Nachteile und Vorteile ergeben sich
für Deutschland ans der zentralen Lage?
Ein Blick in die Blätter der Weltgeschichte lehrt uns, wie Deutschland
fast in jedem Jahrhundert der Schauplatz kriegerischer Ereignisse, der
Tummelplatz fremdländischer Heeresmassen gewesen. Aus fast auen
Himmelsgegenden ergossen sich kulturfeindliche Völkerströme in die
deutschen Gaue. Aus dem Osten brausten gleich einem gewaltigen Un-
gewitter nacheinander die wilden Horden der Hunnen, die räuberischen
Magyaren und die heidnischen, barbarischen Slawen in das Land, alles
vernichtend mit Feuer und Schwert. Von Norden kamen die Schweden,
von Westen die Franzosen und beteiligten sich an dem unseligen Religions-
kampf, der in dreißigjähriger Dauer die Hälfte aller Ortschaften samt ihren
Bewohnern mit eisernem Besen, durch Hungersnot und Pest, vernichtete.
Von ähnlicher Wirkimg für unsere Kultur waren die Schrecknisse
des siebenjährigen Krieges und die tief traurigen Ereignisse der .Jahre 1806
und 1807, als wiederum französische Heere unsere Fluren zerstampften.
Natürlich haben diese das Volksleben bis ins Mark treffenden Er-
eignisse die wirtschaftliche Entwicklung unseres Vaterlandes außerordentlich
gehemmt
Wie aber Deutschland durch seine zentrale Lage den vernichtenden
Elementen leicht zugänglich gewesen ist, so haben in gleicher Weise auch
die kulturfreundlichen Strömungen ins Land dringen können, die von
den Nachbarstaaten ihren Ausgang nahmen. Und besonders in neuester
Zeit, da Deutschland geeint, macht- und glanzvoll als ein Hort des
europäischen Friedens dasteht, hat sich der aus seiner Mittellage erwachsende
wirtschaftliche Vorteil mehr denn je bemerkbar gemacht. Statt der wilden
Horden durchziehen jetzt kreuz und quer Segen und Wohlstand bringende
Handels- und Verkehrsstraßen das Land, die Nachbarstaaten miteinander
verknüpfend.
So muß Deutschland eine vermittelnde Rohe übernehmen, wollen
Frankreich und Rußland, Dänemark und Italien, Holland, Belgien und
England einerseits, Österreich-Ungarn und die südöstlichen europäischen
Staaten anderseits in Handelsbeziehungen treten.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Frankreich Schweiz Schweden Norwegen England Balkanhalb- Italien Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Schweden Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Dänemark Italien Holland Belgien England
12
So muß es ferner als Vermittlerin auftreten zwischen dem ungeheure
Mengen von Rohstoffen produzierenden Osten und dem konsumierenden
industriereichen Westen Europas.
Naturgemäß erwächst dem Reiche aus diesem »wechselseitigen Er-
gänzungsbedürfnis« großer Gewinn.
Welche ftröfse hat das Reich, und wieviel Einwohner
besitzt es?
In Europa nimmt Deutschland hinsichtlich der Größe die
dritte Stelle ein; denn es wird mit seinen etwa 540 000 qkm
nur von Rußland und Österreich-Ungarn übertroffen. Bezüg-
lich seiner absoluten Bevölkerungszahl steht es unter den
Staaten der Erde an fünfter Stelle.
Nach den neusten Ermittlungen zählt China 426, Britisch-
indien 294, Rußland 128, die Union 73 und das deutsche Reich
56 Millionen Einwohner. Die Volksdichte Deutschlands be-
trägt 104.
An Großstädten findet man in England 40, Union 38,
Deutschland 33, Rußland 19 und in Frankreich 15.
Einheitszeit.
Alle Orte der Erde, für die die Sonne zur selben Zeit
ihren höchsten Stand erreicht (kulminiert), liegen auf derselben
Mittagslinie, d. h. sie haben die gleiche Ortszeit.
Die Sonne legt nun ihren scheinbaren Kreislauf von 360°
in 24 Stunden zurück, demnach 15° in 1 Stunde und Io in
4 Minuten, d. h. der Ortszeitunterschied zwischen zwei neben-
einanderliegenden Mittagslinien beträgt 4 Minuten. Da nun
der westlichste und der östlichste Ort Deutschlands 17° von-
einander entfernt sind, so entsteht für beide ein Zeitunterschied
von 17 X 4 = 68 Minuten.
Dieser Unterschied verursachte in unserer Zeit des stetig
wachsenden Eisenbahnverkehrs mancherlei Unannehmlichkeiten,
ja sogar erhebliche Gefahren für das reisende Publikum sowohl,
als auch für die Beamten der Eisenbahn.
Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat die Reichsregierung
die Zeit des 15. Längengrades, der Stargard und Görlitz schneidet,
als die im Reiche allein gültige festgesetzt. (1. April 1893.)
Alle Uhren im Eisenbahnbetriebe müssen nach dieser Zeit
reguliert werden.
Sie führt den Namen Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.),
weil die Staaten Mitteleuropas: Deutschland, Österreich-Ungarn,
Schweden sie angenommen haben und Italien, die Schweiz und
Dänemark sich ebenfalls anschließen werden.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Europa Deutschland China Deutschlands England Deutschland Rußland Frankreich Deutschlands Stargard Mitteleuropas Deutschland Schweden Italien
Iii.
Gütererzeugung und Güteraustausch
des Deutschen Reiches im Zusammenhange.
I. Bodenbau und Viehzucht.
A. Landwirtschaft.
Geschichtliche Entwicklung-.
Die heutige Bodennutzung des Deutschen Reiches ist ganz ver-
schieden von der früherer Zeit. Bei den alten Germanen war von einem
rationellen Bodenbau keine Rede. Ihre Hauptnahrung bildete das Fleisch
der auf der Jagd erlegten Tiere. Da aber die Jagd eine mehr oder weniger
unsichere Nahrungsquelle blieb, so wandte sich der altgermanische Jäger
der Zähmung und Züchtung wilder Tiere zu und schuf sich damit eine
sichere Grundlage seiner Ernährung. Die Viehzucht führte zur Wert-
schätzung des Bodens als Weideland und zum Anbau von Nahrungs-
pflanzen für das Vieh. Das Nahrungsbedürfnis des Menschen wuchs über
Fleisch und eßbare Früchte von Bäumen und Sträuchern hinaus und
lenkte seine Aufmerksamkeit nach und nach auf den Anbau von Getreide,
Übst und Wein. An Stehe des unsteten Nomadenlebens trat, die Seß-
haftigkeit, und die Beschäftigung mit der Natur wurde zur Vorstufe
der Kultur.
Dreifelderwirtschaft. Bis zur Zeit Karls des Großen bestand
die Feldgraswirtschaft, wobei der kleinere Teil des Bodens zum Getreide-
bau, der übrige als Wiese, Weide oder Wald benutzt wurde. Erwiesen
sich die in Kultur genommenen Ackerflächen nicht mehr ertragreich genug,
so überließ man sie wieder dem wilden Graswuchs und nahm ein anderes
Stück in Beackerung. Seit dem 8. Jahrhundert bürgerte sich die Drei-
felderwirtschaft (Wintergetreide, Sommergetreide und Brache) ein, die im
Vergleich mit der Feldgraswirtschaft einen gewaltigen Fortschritt bedeutete,
allerdings aber bei der stetigen Ausnutzung des Bodens eine geregelte
Düngerzufuhr nötig machte. Sie hat sich bis gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts erhalten.
Fruolitwechselwirtscliaf't. Von da ab vollzog sich ein großer
Umschwung in der Landwirtschaft, indem man allmählich zur Frucht-
wechselwirtschaft überging, wobei ein fast regelmäßiger Wechsel zwischen
Halmfrüchten und Blattpflanzen stattfindet. Der Anbau von Futter-
kräutern wurde in größerem Umfange betrieben und damit ein inten-
siverer Betrieb der Viehzucht möglich. Letzteres hatte zur Folge, daß
eine bessere Düngung des Bodens erfolgen konnte. Da die Brache fast
ganz in Wegfall kam, so wurde der Boden — allerdings bei viel mehr
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
— 102 —
durch den Einfluß Karls des Großen gute Fortschritte. Man
kannte damals schon das Pfropfen und Okulieren. Der Fort-
schritt hielt jahrhundertelang an, bis der dreißigjährige Krieg
den Obstbau zugrunde richtete. In den nachfolgenden Jahr-
hunderten wandten ihm die deutschen Fürsten ihre Sorgfalt
zu, besonders der Große Kurfürst und Friedrich der Große.
Im 19. Jahrhundert wirkten zahlreiche Männer durch Wort
und Schrift fördernd auf die Entwicklung desselben ein. Es
entstanden mustergültige Obstplantagen und Lehranstalten.
Gegenwärtig sind Staat und zahlreiche Vereine bemüht, die
Obstkultur in Deutschland zu heben. Es wäre zu wünschen,
daß diese Bestrebungen einen guten Erfolg hätten, da
Deutschland andern Ländern gegenüber noch sehr im Rück-
stände ist, und wir jährlich große Summen für Obst an das
Ausland, namentlich an Österreich-Ungarn, die Schweiz, Italien,
Serbien und vor allem an die Vereinigten Staaten, zahlen.
Verbreitung. In allen Teilen Deutschlands wird Obstbau
getrieben, und selbst in den nördlichsten Landstrichen, wie
Pommern (Stettin) und Schleswig (Gravenstein), züchtet man
noch gute Obstsorten. Die wichtigsten Obstbaugebiete des
norddeutschen Tieflandes sind die Vierlande bei Hamburg, die
Gegend von Stade (Kirschen und Zwetschen) und die Mark
Brandenburg (Werder und Guben). Viel mehr verbreitet ist
der Obstbau in Mittel- und Süddeutschland, wo er in den
fruchtbaren, geschützten Tälern die günstigsten Vorbedingungen
findet. Ganz besonders hervorgehoben zu werden verdienen
der Elbtalkessel bei Dresden (Erdbeeren), das Saaletal mit
seinem Zwetschenbau, das Maintal, das Neckarland, die ober-
rheinische Tiefebene (Pfirsich, Kirsche, Aprikose, Walnuß), das
Lahntal und Elsaß-Lothringen (Erdbeeren und Mirabellen).
Bedeutung. Als Nahrungsmittel ist das Obst von ge-
ringem Werte, wohl aber verdient es als gesundes, wohl-
schmeckendes Volksgenußmittel die höchste Beachtung. Der
fortgesetzt sich steigernde Verbrauch an rohem und getrocknetem
Obst, an Fruchtweinen, Likören, Fruchtsäften und Frucht-
konserven beweist, daß sich die Produkte des Obstbaues einer
immer größeren Beliebtheit erfreuen. Leider hat die Obstbaum-
zählung des Jahres 1900 eine überraschend kleine Zahl von
Obstbäumen ergeben. Diese Tatsache läßt es als sehr dringend
erscheinen, daß noch mehr als bisher Maßregeln zur Förderung
des heimischen Obstbaues getroffen werden. Es ist dabei nicht
außer acht zu lassen, daß ein rationeller Betrieb des Obstbaues
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Friedrich_der_Große Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Italien Serbien Deutschlands Stettin Vierlande Hamburg Stade Brandenburg Guben Dresden Maintal
105
der eine fortgesetzte Entwaldung des deutschen Bodens zur Folge hatte,
ist eine rationelle Waldkultur getreten, die sogar in einzelnen Gegenden
Deutschlands eme Vermehrung des Waldbestandes zuwege gebracht hat.
Gegenwärtig ist etwa ein Viertel der deutschen Bodenfläche mit Wald
bedeckt, und die Segnungen, die von einem reichlichen Waldbestande aus-
gehen, genießt das deutsche Volk in unbeschränktem Maße. Welche
nachteiligen Wirkungen für Klima, Bewässerung und Kultur eine fort-
gesetzte Verminderung des Waldes nach sich zieht, zeigen die waldarmen
Länder Griechenland, Ägypten, Syrien, Portugal und die entwaldeten
Gegenden Spaniens. Verwüstende Sturzregen und anhaltende Dürre sind
hier die häufig wiederkehrenden Folgen sinnloser Waldverwüstung.
2. Geographische Verbreitung: des Waldes.
Der Waldbestand ist nicht gleichmäßig über das deutsche
Reich verteilt. Während in den industriereichen Gegenden
eine starke Verminderung der Waldfläche eingetreten ist, wie
beispielsweise im Königreich Sachsen, findet sich in andern
Gebieten ein überreicher Waldbestand. Die höchsten Prozent-
sätze weisen Schwarzburg - Rudolstadt (43,9°/0), Sachsen-
Meiningen (42,l°/0), Waldeck (38,2°/0), Reuß j. L. (37,7°/0),
Baden (37,7°/0), Reuß ä. L. (35,6°/0) und Bayern (32,5°/0) auf.
Im allgemeinen kann man die Beobachtung machen, daß
der Prozentsatz für Waldbestand um so niedriger ist, je
fruchtbarer der Boden und je entwickelter Landwirtschaft, In-
dustrie und Verkehr sind. Die gebirgigen Teile Mittel- und
Süddeutschlands, die sich für den Ackerbau weniger eignen,
sind waldreicher als die Gebiete des norddeutschen Flachlandes.
Hier findet man vorzugsweise in den wenig ergiebigen Sand-
ebenen ausgedehnte Kiefern waldun gen. Die Kiefer, die nur
geringe Ansprüche an die Bodenfruchtbarkeit stellt, ist der
eigentliche Waldbaum Norddeutschlands, während die Fichte
die höheren Gebirge liebt. Der Laubwald macht nur etwa
ein Drittel des deutschen Waldbestandes aus. Ausgedehnte
Buchenwaldungen gibt es auf Rügen, an der Ostseeküste, im
hessischen und im Weser-Berglande.
3. Wirtschaftliche Bedeutung* des Waldes und der
Forstwirtschaft.
Der Wald ist von vielseitigem Einflüsse auf die wirt-
schaftlichen Verhältnisse eines Landes; natürlich ist seine Be-
deutung um so höher, je sorgfältiger und zielbewußter die
Pflege ist, die man seiner Entwicklung angedeihen läßt.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
118
Iii. Die Industrie.
Geschichtliche Entwicklung- der deutschen Industrie.
Mittelalter. Die deutsehe Großindustrie, die mit ihren bewunderns-
werten Leistungen und außergewöhnlichen Fortschritten unser Erstaunen
wachruft, hat sich aus dem schlichten Handwerk entwickelt. Dieses aber
stand schon im Mittelalter in hoher Blüte; genossen doch die Leistungen
der Augsburger Tuchmacher und Nürnberger Metallarbeiter selbst im Aus-
lande hohes Ansehen.
16. bis 18. Jahrhundert. Als jedoch mit dem Rückgang der deutschen
Hansa der Handelsverkehr nachließ, geriet auch das Handwerk mehr und
mehr in Verfall. Der dreißigjährige Krieg richtete es vollständig zu-
grunde. Im 18. Jahrhundert jedoch zeigte sich im wirtschaftlichen Leben
Deutschlands eine Wendung zum Besseren. Anhaltende Kriege aber, die
auch in diesem Zeitraum ihre nachteiligen Wirkungen auf Handel und
Gewerbe ausübten, verhinderten einen schnelleren Fortschritt. Zudem
nahm die Gewerbtätigkeit eine falsche Richtung an und wandte sich nur
solchen industriellen Zweigen zu, die vorzugsweise Luxusartikel, wie Glas,
Handschuhe, Seidenwaren, Hüte und Porzellan, herstellten und nur bei der
wohlhabenden Bevölkerung auf Abnehmer rechnen konnten. Besser stand
es um die verschiedenen Zweige der Gewebeindustrie; Leinen-, Baum-
woll- und Wollwaren waren begehrte Artikel im In- und Auslande. Auch
Nürnberger Metallwaren fanden wieder im Auslande Beachtung, und
die Schwarzwälder Uhren fingen an, im Ausfuhrhandel Deutschlands
eine Rolle zu spielen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigte
sich dank der Fürsorge Friedrichs des Großen ein schnellerer Fort-
schritt im wirtschaftlichen Leben. Der Bau von Straßen und Kanälen,
die Einrichtung von Kreditanstalten, die Einwanderung von Land-
wirten und Gewerbetreibenden förderten Landwirtschaft, Handel und
Industrie.
Ii). Jahrhundert. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts erlitt der neu
einsetzende wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands wieder eine, jedoch
nur vorübergehende, Störung durch die von Napoleon I. heraufbeschworenen
Kriegsstürme. Die im Jahre 1810 eingeführte Gewerbefreiheit machte die
Bahn für die ungehinderte Entwicklung der deutschen Industrie frei. Diese
vollzog sich anfangs nur schüchtern und langsam; aber die langjährige
Friedenszeit, die wirtschaftliche Einigung Deutschlands durch Grün-
dung des deutschen Zollvereins im Jahre 1834 und die Einführung des
Maschinenbetriebes brachten sie in ganz gewaltigem Maße zur Ent-
faltung. Als dann im Jahre 1871 die nationale Einigung erfolgte,
erwachte auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens ein ungeheurer
Unternehmungsgeist. Die kapitalkräftige deutsche Industrie machte riesige
Fortschritte und wagte es, auf dem Weltmarkt den Wettkampf mit den
hochentwickelten Industrien der englischen, französischen und nordameri-
kanischen Nation aufzunehmen. Dieser jahrelange Kampf hat alle Welt
davon überzeugt, daß die deutsche Nation auf industriellem Gebiete allen
andern ebenbürtig zur Seite steht, und daß England die größten An-
strengungen zu machen hat, wenn es nicht von Deutschland überflügelt
•werden will.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Deutschlands Deutschlands England Deutschland
131
It. Verkehrswege und Handel.
A. Die Wege des Binnenhandels.
1. Die Landstrafsen.
a. Geschichtliche Entwicklung- des Landstraßen-
verkehrs.
aa) Landstraßen bei den alten Kulturvölkern. In früherer
Zeit, als es noch keine Eisenbahnen gab, hatten die Land-
straßen eine viel höhere Bedeutung als heute. Trotzdem aber
hat man viele Jahrhunderte hindurch in Deutschland ihrer
Pflege wenig Sorgfalt zugewandt; von einem eigentlichen
Straßenbau ist erst seit Ende des 18. Jahrhunderts die Rede.
Anders stand es bei den alten Kulturvölkern. Schon die Perser
zeichneten sich durch einen umfangreichen Straßenbau aus.
Zu einer bewundernswerten Fertigkeit in der Anlage von Kunst-
straßen haben es besonders die Römer gebracht. Wenn auch
die römischen Wege in erster Linie politischen Zwecken dienten,
so waren sie doch auch von Bedeutung für Handel und Ver-
kehr. Mit dem römischen Kaiserreiche verfiel auch dessen
Straßennetz, namentlich ging die feste innerliche Verbindung,
die gerade für den Verkehr so bedeutungsvoll ist, verloren.
Leider hatte kein europäisches Kulturvolk die Kunst des Straßen-
baues von den Römern übernommen, und so sehen wir wäh-
rend des Mittelalters und in der darauffolgenden Zeit bis
gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Verkehrsstraßen in
Deutschland in einem sehr vernachlässigten Zustande.
bb) Die Landstraßen Deutschlands im Mittelalter. Die
Straßen, auf denen sich während des Mittelalters vielfach ein
reger Handelsverkehr vollzog, waren eigentlich nur festgefahrene
und festgetretene Geleise mit den notwendigsten Brücken über
tiefere Gewässer. An Ausbau und Unterhaltung der Verkehrs-
wege wie bei den Römern wurde hier nicht im entferntesten
gedacht.
Donau- und Brennerstraße. Viele Jahrhunderte hin-
durch hatte die Donaustraße für Deutschlands Handel mit
9*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschlands
— 142 —
fänglich recht langsame Fortschritte machte. England und die Vereinigten
Staaten wandten dem neuen Verkehrsmittel ungleich größeres Interesse zu,
und so kam es, daß die Gesamtlänge der deutschen Eisenbahnen zu Anfang
der vierziger Jahre kaum den fünften Teil von der der nordamerikanischen
Union betrug. Nach und nach kam jedoch der deutsche Eisenbahnbau
etwas mehr in Fluß, wozu die fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung
Deutschlands, besonders aber der im Jahre 1847 gegründete Verein deut-
scher Eisenbah 11 verwal tun gen beitrug; sichtbare Fortschritte machte der
Bahnbau im 5. und nach einer längeren Ruhepause im 7. Jahrzehnt,
Leider aber traten dabei häufig kommerzielle oder strategische Gesichts-
punkte in den Hintergrund, weshalb dem deutschen Eisenbahnnetz Ein-
heitlichkeit fehlt,
Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes und der Aufrichtung des
Deutschen Reiches waren viele dem Eisenbahnbau lästige Schranken hinweg-
geräumt, und das 1873 gegründete Reichseisenbahnamt konnte nun an die
Aufgabe herantreten, das Eisenbahnwesen mehr und mehr den nationalen
Bedürfnissen des Deutschen Reiches entsprechend zu gestalten. Vieles ist
in dieser Hinsicht seit jener Zeit geschehen, vieles bleibt noch zu tun
übrig, namentlich in bezug auf Verbilhgung der Personentarife. Solange
der Plan, das gesamte deutsche Eisenbahnwesen in den Besitz des Reiches
überzuführen, nicht zur Ausführung gekommen ist, werden sich stets ein-
heitlichen und durchgreifenden Verbesserungen im Bahnwesen lästige
Schranken in den Weg stellen.
Die Gesamtlänge des deutschen Eisenbahnnetzes betrug
am Ende des Jahres 1901 52 710 km und wies damit seit dem
Jahre 1890 eine Steigerung von fast 10 000 km auf. Gegenwärtig
steht das Deutsehe Reich (s. Tabelle auf S. 143) durch die Länge
seines Eisenbahnnetzes an der Spitze aller europäischen Staaten
und übertrifft also auch das europäische Rußland, das zehnmal so
groß ist wie Deutschland und dabei eine Eisenbahnstrecke von
nur 51 409 km hat. In bezug auf Dichtigkeit des Netzes wird es
von Belgien weit, von England nur unwesentlich übertroffen.
Unter den deutschen Staaten stehen Sachsen, Baden und
Württemberg obenan; die geringste Dichtigkeit weist das
bayerische Eisenbahnnetz auf.
Zum Zwecke besserer Übersicht möge das verworrene
deutsche Netz in folgende Gruppen*) zerlegt werden:
1. Die norddeutsche Gruppe,
2. die schlesische Gruppe,
3. die sächsische Gruppe,
4. die mitteldeutschen Gruppen,
5. die süddeutsche Gruppe,
6. die oberrheinische und
7. die niederrheinische Gruppe.
*) Paiüitsche, Geographische Verkehrslehre.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschlands Deutschland Belgien England Sachsen Baden
134 —
2. Die deutschen Wasserstraßen,
a. Geschichtliche Entwicklung- der Binnenschiffahrt.
Schon vor der Römerherrschaft in Deutschland bestand hier ein reges
Verkehrsleben. Da die Landwege höchst mangelhaft waren, erlangten mit
den ersten Anfängen der Kultur die schiffbaren Flüsse eine hohe Be-
deutung für den Güter- und Personenverkehr. Die ersten größeren An-
siedlungen findet man deshalb auch an den wichtigeren Flußläufen. Die
Transportmittel waren in jener Zeit von der einfachsten Art und bestanden
nur in Floß und Kahn.
Die Donaustraße.
Als die ältesten Schiffahrtsstraßen in Deutschland sind Rhein und
Main anzusehen. Ihnen schloß sich später die Donau an, die nach und nach
eine hohe Bedeutung in dem Verkehr mit Konstantinopel erlangte, und an
der Regensburg und Passau zu wichtigen Verkehrsplätzen emporblühten. Auf
der Donau wurden schon zur Zeit Karls des Großen von Konstantinopel
her orientalische Waren, wie Gewürze, Öl, Seide, seidene Gewänder, Gold-
stoffe, Purpurmäntel und Früchte, ein-, Leinwand, Woll- und Metallwaren
dagegen ausgeführt. Aus dieser Bedeutung der Donau erklärt es sich,
daß Karl der Große der Anregung zum Bau eines Kanals zwischen Donau
und Main folgte. Doch kam dieses Unternehmen über seine ersten An-
fänge nicht hinaus.
Mit dem Niedergange Konstantinopels als eines Haupthandelsplatzes
um das Jahr 1200 verliert auch die Donauwasserstraße ihre Bedeutung
für Deutschland. Im 13. Jahrhundert knüpften dann die süddeutschen
Städte mit Venedig und Genua, die den Handel mit dem Orient an sich
gerissen hatten, Verkehrsbeziehungen an und gaben infolgedessen die Be-
nutzung der Donau ganz auf.
Die Rheiiiseliifyalirt.
Das Aufblühen der italienischen Handelsrepubliken blieb nicht ohne
Einfluß auf die Rheinschiffahrt. Der Rhein erlangte im Mittelalter
gleichsam die Bedeutung einer Welthandelsstraße, da auf ihm sich der
lebhafte Güteraustausch zwischen Italien und den Niederlanden vollzog.
Doch hatte die Rheinschiffahrt im späteren Mittelalter derartig unter Zöllen,
Raubrittertum und Stapelgerechtigkeiten zu leiden, daß die Schiffer ernstlich
erwogen, die Schiffahrt ganz einzustellen.
Etwa zur Zeit Karls des Großen entstanden die Rheinzölle, die
auf die Entwicklung der Rheinschiffahrt einen verderblichen Einfluß aus-
übten. Leider haben sie sich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts er-
halten. Zu der Zollplage gesellten sich Stapelgerechtigkeiten und
Fluß rä über ei, die der Rheinschiffahrt fast den Garaus machten. Auf
Grund des Stapehechts zwangen Städte, wie Köln, Mainz und Speyer, die
vorüberziehenden Kaufleute, ihre Waren auf den Märkten genannter Städte
vor ihrer Weiterreise feilzubieten. Die Flußräuberei, die im 13. Jahr-
hundert ihren Höhepunkt erreichte, war ein so einträgliches Geschäft, daß
die Raubritter ihre eigenen Raubschiffe halten konnten. Nur den schlechten
Landstraßen war es zu danken, daß die drei feindlichen Genossen des
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